Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,
Es gibt Künstlernaturen, die brauchen nichts anderes als sich selbst. Anregungen, Formungen von außen mögen eine gewisse Rolle spielen, aber diese Material- und Stileinwirkungen sind nicht besonders dominant. Sie geben diesen Kraftnaturen gewissermaßen die Werkzeuge in die Hand, mehr brauche und können sie auch nicht tun, den das vorhandene Talent ist groß und stürmisch genug, um sich wie von selbst zu entfalten. So ein Naturereignis ist Lubica Breitfuss, ein künstlerisches Wirbelwind, der vor mehr als zwei Jahrzehnten aus der Slowakei zu uns geweht kam und seither ein sehr spannendes malerisches Eigenleben entfaltet. Natürlich hat es Magneten gegeben, an denen die Vielinteressierte Powerfrau nicht vorbei gekommen ist. An den chinesischen Zhou Brothers zum Beispiel, jenem Duo, das über viele Jahre an der Internationalen Sommerakademie die Freiheit der malerischen Gestaltung verkörperte und mit mentalen wie handwerklichen Lockerungsübungen seinen Studenten neue Gestaltungsräume erschloss.
Wie auch immer – Lubica Breitfuss hat dort das Gehen im Abstrakten gelernt und ist dann gleich weggesprintet mit hinreißenden Farbstürmen auf Leinwand und Papier. Sozialisiert, das heißt konkret eingeheiratet in einem Landwirtschaftbetrieb in der Nähe Salzburgs, hat sich das Talent der Bäuerin und Malerin mehrmals gedreht und gewendet, hat sich in verschiedene Richtungen entwickelt, um derzeit bei zugleich kryptisch und zugleich offenherzigen, auf jeden Fall poetischen Bilderfindungen zu verweilen. Es ist eine Mischung aus Märchenerzählung und einer umfassenden Erotik, die überall ausgebreitet wird und da fällt einem natürlich ein Marc Chagall als Urvater dieser sympathischen Facette der klassischen Moderne ein. Love is in the air – dieser Pop-evergreen fällt einem noch ein beim Breifusss schem Bildgestöber – mit seinen knisternden Pärchen, dem anmutig beflügelten Dichterroß Pegasus und allerlei neckischen Nymphen, die sich in einem höchst ansprechenden malerischen Ambiente ein intimes Stelldichein geben.
Liebe Lubica, deine neuen Arbeiten sind kaum verschlüsselte Botschaften des Amourösen, vielleicht auch des Orgiastischen. Der Himmel über Anthering muss es in sich haben, glaubt man den lyrisch formulierten Exzessen deiner Bilder. Staunend nimmt man zur Kenntnis, dass prickelnde Unfrömmigkeiten nicht des städtischen Betriebes bedürfen, sondern der erfrischenden würzigen Landluft. Ganz offenbar ist das so, denn in den vergangenen Jahren hat sich in der Stadt Salzburg nichts Vergleichbares gezeigt.
Liebe, Lust und Leidenschaft, das heißt vollen, reuelosen Lebensgenuss propagiert diese ansprechende Bildatlas und man verspürt schier das Verlangen, den Vorschlägen von Lubica Breitfuss zu folgen. "Mit Ich & Ich", so der Ausstellungstitel ist offenbar das Du gemeint.